Jonáš Gruska
Zvon [Glocke], (2024)Programmtext
Die Installation ist von verschiedenen Phänomenen im Zusammenhang mit Glocken inspiriert. Im Laufe der Geschichte waren Glocken ein begehrtes Ziel für angreifende Armeen, was dazu führte, dass unzählige Glocken während Konflikten beschlagnahmt, eingeschmolzen und umfunktioniert wurden. Der Tribut an diesen Kulturgütern wurde besonders in den Weltkriegen deutlich, in denen schätzungsweise über 150 000 Glocken verloren gingen. Was einst Ruhe symbolisierte, verwandelte sich in der Geschichte in Zerstörungswaffen und Glockengießer wurden zu Waffenschmieden. Die Dringlichkeit, die fehlenden Glocken zu ersetzen, führte zur Herstellung von handgefertigten Ersatzglocken, die aus Schrott oder sogar aus entschärften Bomben hergestellt wurden. Ein weiterer faszinierender Aspekt der Installation geht auf slowakische Legenden zurück, die den Glocken eine Art von "Sprache" zuschreiben. Diesen Legenden zufolge besaßen die Glocken die Fähigkeit, durch bestimmte Botschaften zu kommunizieren oder zu kommentieren, indem sie über ihre Herkunft flüsterten oder über ihr Schicksal sangen.
Zvon entfaltet sich in drei Ebenen, von denen sich jede auf komplexe Weise mit diesen Glockenphänomenen auseinandersetzt. Auf der ersten Ebene sind handgefertigte Glocken zu sehen, die der Schäfer Herr Kubizna aus Metallabfällen herstellt, die er hauptsächlich aus Drucktanks bezieht. In einem anderen Teil der Klangskulptur zeigt der Entwurf des Autors eine Glocke, die aus Messinggeschossen gegossen wurde und den Weg des Metalls vom Erz zur Glocke, dann zur Munition und wieder zurück symbolisiert. Drittens: Eine eilig gegossene Glocke aus unsauberem Gusseisen, die aus einer unbekannten Gießerei stammt und zunächst eine Schiffsglocke imitiert, wird durch physische Dekontextualisierung und Hinzufügung eines handgefertigten Jochs in eine richtige Glocke verwandelt. Mit Hilfe von Wandlern, Magneten und Motoren werden die Glocken algorithmisch erregt und schwingen mit ihren historischen Erzählungen, die in ihre physische Beschaffenheit eingebettet sind.
Eine ausführlichere Beschreibung des Stücks finden Sie unter Zvon (behind the scenes).
Kuratiert von Shilla Strelka für Klangraum Krems im Jahr 2024
Besonderer Dank gilt: Matúš Cepka, Matej Gavula, Jozef Hobor, Mr. Kubizna, Ester Mládenková, Miro Mládenek, Martin Potaš